Der Rat möge beschließen:
1. Die Landesregierung wird aufgefordert, unverzüglich die Verkaufsbemühungen der landeseigenen Portigon AG zu stoppen und den dauerhaften Verbleib der Chillida-Skulptur „Toleranz durch Dialog“ an dem Platz sicherzustellen, für den sie geschaffen wurde: dem Platz des Westfälischen Friedens in Münster.
2. Die Stadtverwaltung nimmt Verhandlungen mit dem Land auf, um sicherzustellen, dass die als Geschenk zum 1200-jährigen Stadtjubiläum gedachte Dauerleihgabe auch in Zukunft auf Dauer in Münster bleibt, ohne dass die Stadt für das Geschenk 20 Jahre später zur Kasse gebeten wird.
Begründung:
In den vergangenen Wochen waren mit ausdrücklicher Unterstützung der rot-grünen Landesregierung wertvolle Bilder von Andy Warhol, die im Eigentum des NRW-Casino-Betreibers Westspiel standen, vermarktet worden. Nach übereinstimmenden Medienberichten ist auch der Verkauf der Chillida-Skulptur im Rathausinnenhof in Planung. Eigentümer der Skulptur ist das Finanzdienstleistungsunternehmen Portigon AG, das als Rechtsnachfolgerin der landeseigenen West LB zur ihrer beabsichtigen Betriebsauflösung die ihr zur Verfügung stehenden Mittel verwenden muss. Dabei erfolgt für die Portigon AG keine Insolvenzabwicklung, sondern eine Betriebsauflösung, bei der es dem Eigentümer frei steht, Objekte zurückzuhalten anstatt sie zu veräußern.
Die WestLB, die bis zur Gründung der NRW-BANK auch die Förderbank des Landes war und als solche die Kunstsammlungen ergänzt und unterstützt hat, hatte die Skulptur, die Bezug auf die Verhandlungen zum Westfälischen Frieden nimmt, 1993 der Stadt Münster, in der die WestLB ihren Firmensitz hatte, anlässlich des 1200-jährigen Stadtjubiläums als Dauerleihgabe übergeben. Sie wurde speziell für den Platz des Westfälischen Friedens geschaffen, der für diese Zwecke umgebaut wurde. Zusammen mit dem Ginkgobaum und den Treppenstufen stellt die Skulptur ein bewusstes Ensemble dar, das einen symbolischen Bezug zum Friedenssaal und zu Münster als Friedensstadt nimmt. Ohne die Skulptur verliert der Platz seinen ursprünglichen Sinn und Charakter.
Die Landesregierung ist aufgefordert, den Verbleib der Skulptur von Eduardo Chillida an Ort und Stelle zu garantieren, denn Kunst ist kein Betriebsvermögen. Kunstgegenstände wie die Chillida-Skulptur müssen für die Bürger des Landes erhalten bleiben. Um es mit den Worten des ehemaligen NRW-Ministerpräsidenten Johannes Rau zu sagen: „Manche Leute kennen von allem den Preis, aber von nichts den Wert.“